Die Freitextaufgabe

Freitextaufgaben spielen eine zentrale Rolle in digitalen Prüfungen, da sie den Studierenden die Möglichkeit bieten, ihr Wissen in eigenen Worten darzustellen und komplexe Zusammenhänge zu erläutern. Doch was macht diesen Aufgabentyp so besonders? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Vorteile Freitextaufgaben bieten, welche Herausforderungen sie mit sich bringen und worauf bei der Bewertung zu achten ist. Entdecken Sie, warum Freitextfragen eine wertvolle Ergänzung in modernen Prüfungsformaten sind und wie sie gezielt eingesetzt werden können.

1. Was ist eine Freitextaufgabe?

Die Freitextaufgabe ist ein Aufgabentyp, bei dem die Prüflinge aufgefordert werden, eine Antwort frei und in eigenen Worten zu formulieren, anstatt aus vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten zu wählen. Im Gegensatz zu Multiple-Choice-Fragen oder Lückentexten gibt es hier keine festgelegten Antwortmöglichkeiten, was den Studierenden mehr Raum bietet, um ihre Gedanken zu strukturieren und detailliert zu erklären. Die Antwort kann dabei in Form eines kurzen Satzes oder eines umfangreichen Textes erfolgen, je nach Anforderung der Aufgabe.

Freitextaufgaben sind besonders geeignet, um das Verständnis komplexer Themen zu überprüfen, da sie es den Prüflingen ermöglichen, ihr Wissen und ihre Argumentationsfähigkeit auf kreative Weise darzulegen. Dieser Aufgabentyp wird häufig in Bereichen eingesetzt, in denen analytisches Denken und die Fähigkeit, eigenständig Lösungen zu entwickeln, im Vordergrund stehen, wie z. B. in den Geistes- und Sozialwissenschaften aber auch in der Rechtswissenschaft. In digitalen Prüfungen erfolgt die Beantwortung durch die Eingabe von Text über die Tastatur in ein spezielles Prüfungsinterface, wie die Q-Exam® Software von IQUL.

 

Beispiel für eine Freitextaufgabe

Thema: Klimawandel und seine globalen Auswirkungen

Freitextaufgabe: Erklären Sie die Ursachen des Klimawandels und diskutieren Sie dessen kurz- und langfristige Auswirkungen auf verschiedene Regionen der Welt. Gehen Sie dabei insbesondere auf wirtschaftliche, soziale und ökologische Folgen ein. Nennen Sie zudem mögliche Lösungsansätze, um den Klimawandel einzudämmen und erläutern Sie, welche Herausforderungen bei der Umsetzung dieser Maßnahmen bestehen.

Hinweise für die Studierenden:

  • Strukturieren Sie Ihre Antwort klar in Ursachen, Auswirkungen und Lösungsansätze.
  • Achten Sie darauf, konkrete Beispiele aus unterschiedlichen Regionen der Welt zu nennen.
  • Argumentieren Sie logisch und beziehen Sie sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse.

Beurteilungskriterien:

  • Verständliche und gut strukturierte Darstellung der Ursachen
  • Tiefe der Analyse von Auswirkungen (wirtschaftlich, sozial, ökologisch)
  • Kreativität und Umsetzbarkeit der vorgeschlagenen Lösungen
  • Klarheit und Präzision im sprachlichen Ausdruck

2. Vorteile der Freitextaufgabe

Freitextaufgaben bieten zahlreiche Vorteile im Prüfungswesen, da sie es ermöglichen, das Wissen und die Fähigkeiten der Studierenden auf eine besonders umfassende und tiefgehende Weise zu testen. Im Gegensatz zu geschlossenen Aufgabenformaten, bei denen es feste Antwortmöglichkeiten gibt, erlauben Freitextaufgaben eine freie und individuelle Formulierung, was sie zu einem wertvollen Instrument in Prüfungen macht.

Tiefgehende Wissensüberprüfung
Freitextaufgaben bieten die Möglichkeit, das Verständnis eines Themas auf einer tieferen Ebene zu prüfen. Da die Studierenden ihre Antworten selbst formulieren, können sie komplexe Zusammenhänge, Argumentationen und Problemlösungen in ihren eigenen Worten darstellen. Dies gibt den Prüfenden einen detaillierten Einblick in das tatsächliche Wissen der Prüflinge und deren Fähigkeit, dieses Wissen anzuwenden.

Förderung von kritischem Denken und Analysefähigkeiten
Durch das Erfordernis, eigene Antworten zu formulieren, fordern Freitextaufgaben die Studierenden dazu auf, analytisch und kritisch zu denken. Sie müssen nicht nur Fakten wiedergeben, sondern diese auch interpretieren, in einen Kontext setzen und eigene Schlussfolgerungen ziehen. Dies fördert die Fähigkeit zur Problemlösung und reflektierten Argumentation.

Raum für Kreativität und individuelle Ausdrucksweise
Freitextaufgaben bieten den Studierenden die Möglichkeit, ihre Gedanken strukturiert und in ihrer eigenen Ausdrucksweise zu formulieren. Diese Freiheit ermöglicht es ihnen, verschiedene Herangehensweisen und Perspektiven zu zeigen, die durch andere Aufgabentypen oft nicht sichtbar werden. Dadurch können sie ihre kreativen Lösungsansätze und innovativen Denkweisen unter Beweis stellen.

Flexibilität in der Anwendung
Freitextaufgaben können in verschiedenen Prüfungsszenarien flexibel eingesetzt werden. Sie eignen sich für kurze Antworten, in denen beispielsweise Sachverhalte zusammengefasst werden müssen, genauso wie für ausführliche Erörterungen komplexer Themen. Diese Flexibilität macht sie zu einem vielseitigen Werkzeug, das in vielen Fächern und Prüfungsarten Anwendung findet, von den Geisteswissenschaften bis hin zu technischen Disziplinen.

Überprüfung der Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten
Ein weiterer Vorteil von Freitextaufgaben besteht darin, dass sie auch die sprachlichen Fähigkeiten der Studierenden testen. Neben dem Fachwissen spielen auch die Strukturierung der Argumente, die sprachliche Klarheit und die Ausdrucksfähigkeit eine Rolle bei der Bewertung. Dies ist besonders in Fächern wichtig, in denen sprachliche Genauigkeit und Ausdrucksfähigkeit wesentliche Kompetenzen sind.

Insgesamt bieten Freitextaufgaben eine wertvolle Möglichkeit, das Wissen und die Fähigkeiten der Studierenden auf eine differenzierte und umfassende Weise zu erfassen. Sie fördern das kritische Denken, die kreative Problemlösung und die Fähigkeit, sich präzise und klar auszudrücken, was sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil vieler Prüfungsformate macht.

 

3. Das sollten Sie bei der Erstellung von Freitextaufgaben beachten

Trotz der genannten Vorteile bringen Freitextaufgaben auch einige Herausforderungen mit sich, die sowohl bei der Erstellung als auch bei der Bewertung dieser Aufgaben berücksichtigt werden müssen. Diese Herausforderungen betreffen vor allem die Subjektivität in der Bewertung, den Zeitaufwand und technische Aspekte. Damit Freitextaufgaben effektiv eingesetzt werden können, sollten bestimmte Handlungsanweisungen beachtet werden.

1. Subjektive Bewertung
Ein wesentlicher Nachteil von Freitextaufgaben ist die Schwierigkeit einer objektiven Bewertung. Da es keine vorgegebenen Antwortmöglichkeiten gibt, variiert die Bewertung je nach Interpretation und Urteil der Prüfenden. Dies kann zu Inkonsistenzen führen, insbesondere wenn mehrere Personen an der Korrektur beteiligt sind.

Tipp: Um die Subjektivität zu minimieren, sollten klare Bewertungsraster (Rubrics) verwendet werden. Diese sollten Kriterien wie inhaltliche Tiefe, Argumentationsstruktur, sprachliche Klarheit und Originalität definieren. Ein solcher Leitfaden hilft den Prüfenden, Antworten nach einheitlichen Standards zu bewerten und sorgt für eine gerechtere und nachvollziehbarere Bewertung.

2. Zeitaufwand für Erstellung, Bearbeitung und Korrektur
Freitextaufgaben erfordern in der Regel mehr Zeit als geschlossene Aufgabenformate – sowohl für die Studierenden als auch für die Prüfenden. Das Verfassen ausführlicher Antworten nimmt oft mehr Zeit in Anspruch, und die Korrektur erfordert ein gründliches Lesen und Bewerten der Texte, was den Korrekturprozess verlängert.

Tipp: Es ist wichtig, den Umfang und die Anzahl der Freitextaufgaben in einer Prüfung realistisch zu planen. Für Studierende sollte ausreichend Bearbeitungszeit eingeplant werden, um qualitativ hochwertige Antworten zu formulieren. Zudem sollten Prüfende darauf vorbereitet sein, genügend Zeit für die Korrektur zu reservieren oder, wenn möglich, Unterstützung durch weitere Korrektoren in Anspruch zu nehmen.

3. Uneinheitliche Antworten der Studierenden
Da Freitextaufgaben die individuelle Formulierung von Antworten zulassen, können die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen. Dies kann es den Prüfenden erschweren, einen objektiven Vergleich zwischen den Studierenden zu ziehen und die Aufgaben nach einheitlichen Maßstäben zu bewerten.

Tipp: Die Aufgabenstellung sollte klar und präzise formuliert sein, um Missverständnisse zu vermeiden und den Studierenden eine konkrete Richtung für ihre Antwort zu geben. Beispielsweise kann durch eine Strukturvorgabe (z. B. „Nennen Sie drei Argumente und erläutern Sie diese“) der Rahmen für die Antwort klar definiert werden. So bleibt genügend Raum für individuelle Gedanken, aber die Antworten werden in eine vergleichbare Struktur gebracht.

4. Sprachliche Ungleichheiten
Studierende mit schwächeren sprachlichen Fähigkeiten können bei Freitextaufgaben benachteiligt sein, auch wenn sie das inhaltliche Wissen besitzen. Sprachliche Unsicherheiten können dazu führen, dass Gedanken unklar ausgedrückt werden und dadurch schlechter bewertet werden.

Tipp: Prüfende sollten sich bewusst sein, dass die sprachliche Ausdruckskraft von Studierenden unterschiedlich ist. Eine differenzierte Bewertung, die zwischen fachlichem Verständnis und sprachlicher Ausdrucksfähigkeit unterscheidet, kann helfen, eine gerechte Beurteilung zu gewährleisten. Bei Aufgaben, die rein fachliche Inhalte bewerten sollen, sollte der Fokus weniger auf sprachlichen Feinheiten liegen.

4. Bewertungssysteme für Freitextaufgaben

Für Freitextaufgaben gibt es verschiedene Bewertungssysteme, die je nach Art der Prüfung und den gewünschten Lernzielen eingesetzt werden können:

1. Punktesystem
Hier werden feste Punkte für bestimmte Aspekte der Antwort vergeben. Dieses System ist einfach anzuwenden, jedoch kann es bei komplexen Antworten zu Bewertungsproblemen führen.

Tipp: Definieren Sie klare Punktzahlen für spezifische Inhalte, um die Bewertung objektiv zu gestalten.

 

2. Bewertungsraster (Rubrics)
Ein Raster legt detaillierte Kriterien fest (z. B. Inhalt, Struktur, Sprache) und bewertet diese nach festgelegten Qualitätsstufen. Es ermöglicht eine objektive und nachvollziehbare Bewertung.

Tipp: Entwickeln Sie Bewertungsraster im Voraus, um Konsistenz und Transparenz zu gewährleisten.

 

3. Holistische Bewertung
Die Antwort wird als Ganzes auf einer Skala bewertet, ohne in einzelne Aspekte unterteilt zu werden. Dies spart Zeit, kann aber subjektiver sein.

Tipp: Verwenden Sie diese Methode bei Aufgaben, bei denen der Gesamteindruck wichtiger ist als Detailbewertung.

 

4. Analytische Bewertung
Hier werden verschiedene Kriterien (z. B. Inhalt, Argumentation, Struktur) einzeln bewertet. Dies sorgt für detaillierte, aber zeitaufwendige Bewertungen.

Tipp: Wenden Sie diese Methode bei komplexen Aufgaben an und definieren Sie die Gewichtung der Kriterien klar.

 

5. Teilautomatisierte Bewertung
Mit Prüfungssoftware wie der Q-Exam® Software von IQUL bewerten Sie Freitextantworten mit Hilfe von zuvor festgelegten Schlüsselwörtern vor.

Tipp: Nutzen Sie diese Methode für große Prüfungen oder standardisierte Tests.

 

5. Einsatz von Freitextaufgaben in digitalen Prüfungen mit Q-Exam®

Die Q-Exam® Software bietet eine effiziente Lösung zur Erstellung und Verwaltung von Freitextaufgaben in digitalen Prüfungen. Jede Freitextfrage wird nach dem ersten Speichern automatisch mit einer eindeutigen ID und Versionsnummer versehen, sodass sie leicht auffindbar und nachvollziehbar ist. Fragen können zunächst intern bearbeitet und dann durch den Wechsel in den „öffentlichen Pool“ für Kolleg:innen und den Einsatz in Prüfungen freigegeben werden.

Besonders hilfreich für die Bewertung von Freitextaufgaben sind die Funktionen zur Korrekturunterstützung. Prüfende können Schlagwörter und Korrekturhinweise hinterlegen, um eine konsistente Bewertung sicherzustellen. Darüber hinaus bietet Q-Exam die Möglichkeit, die Fragen im sogenannten „Blueprint“ strukturiert zu verorten, was die spätere Integration in Prüfungen erleichtert.

Ein weiterer Vorteil ist der mehrstufige Review-Prozess, der sicherstellt, dass Freitextaufgaben die Qualitätsstandards Ihrer Organisation erfüllen. So unterstützt Q-Exam eine präzise und effiziente Prüfungsgestaltung, bei der Freitextaufgaben optimal in den digitalen Prüfungsprozess integriert werden können.

 

Beispielansicht einer Freitextaufgabe in der Q-Exam® Software

6. Fazit

Freitextaufgaben sind ein wertvolles Instrument in digitalen Prüfungen, da sie tiefgreifende Einblicke in das Wissen und die Denkfähigkeiten der Studierenden ermöglichen. Sie fördern kritisches Denken, Kreativität und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge in eigenen Worten zu erklären. Trotz einiger Herausforderungen, wie der subjektiven Bewertung und dem höheren Zeitaufwand, bieten sie eine einzigartige Möglichkeit, Wissen differenziert zu prüfen.

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